In Emsbüren gibt es 2022 mehrere Gründe zum Feiern: Die Hengststation Tebbel begeht ihr zehnjähriges Jubiläum, der Senior-Chef Josef Tebbel feierte unlängst seinen 80. Geburtstag und der Spitzensportler Chacco´s Son I kehrte zurück ins Deckgeschäft. Der nunmehr 15-jährige Westfalenhengst Chacco´s Son I (v. Chacco-Blue-Lancer III-Pinocchio.Pilot-Debütant-Dirigent-Frühling; Z.: Wilhelm Schwenker, Hille) war in den letzten Jahren eines der besten Springpferde in Europas und wurde von Familie Tebbel selbst entdeckt und ausgebildet. Chacco´s Son I trägt zwar das westfälische Brandzeichen, wurde aber 2009 vom Springpferdezuchtverband Oldenburg-International in Vechta gekört und prämiert. Fünf-, sechs- und siebenjährig hat Chacco´s Son I bei der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde auf sich aufmerksam gemacht, zuerst unter René, dann unter Maurice Tebbel. 2014 gewannen Chacco´s Son I und Maurice Tebbel ihr erstes internationales 1,40-m-Springen, ein Jahr später das erste 1,50-m-Springen, hinzu kam Team-Silber bei der Europameisterschaft der Jungen Reiter. 2016 stand der Fünf-Sterne-Start beim Weltcup-Turnier in Leipzig auf dem Programm, auf Anhieb überzeugte das Paar mit einer Nullrude – viele souveräne Runden folgen: bei Weltcup-Turnieren, Nationenpreisen, der Global Champions Tour, u.a. in Oliva/ESP, München und Riesenbeck. Im Jahr 2017 war er Teil des deutschen Teams bei der Europameisterschaft in Göteborg (SWE), ging Doppelnull im Nationenpreis von Aachen und gehörte somit zum siegreichen deutschen Team.
Chacco´s Son I deckte von 2010 bis 2014 in Emsbüren; von 2015 bis 2021 stand ausschließlich der Sport im Vordergrund. Aus den ersten Jahrgängen gab es beachtliche Resultate. So lieferte er bereits fünf gekörte Söhne: Allen voran ist da der braune Chacco´s Light (M. v. Light On-Emilion-
Acalwahl-Logos-Alpsee xx; Hann. Stamm 1485/Nibata; Z.: Ewald Brüggemann, Rheine) zu nennen. Er ist eines der gegenwärtigen Paraderösser unter dem Sattel von Maurice Tebbel und eifert insofern seinem Vater nach. 2021 war er siebenjährig u.a. beim CHIO Aachen bereits auf Drei-Sterne-Level international erfolgreich. Der goldbraune, ungemein ausdrucksstarke und faszinierend springende Chilano Blue (M. v. Carenzo-Grand Ferdinand II-Goldstein-Abhang III-Walzer; Hann. Stamm 774/Weisheit; Z.: Wolfgang Stümpel, Beesten) steht seit 2017 auf der Station Brodhecker und ist mit Philipp Brodheeker inzwischen S-platziert.
Der braune Halbbruder Chacco´s Crack (M. v. Lando xx-Sure Blade xx-Cortez xx: Vollblut-Familie 4; Z.: Marten Schuldt, Messingen), der unter dem Sattel von Frank Osterholt sehr beachtlich im Vielseitigkeitssport debütierte, hat auch einige Nachkommen hinterlassen. Weiterhin der formschöne braune Congstar (M. v. Stakkato-Dinar-Miracolo cc-Gotthard; Hann. Stamm 1484/Gloria; Z.: Elisabeth u. Margret Kirschner,
Sögel) der in Dänemark seinen züchterischen und sportlichen Einstand gab, dann nach Emsbüren zurückkehrte und inzwischen in Tschechien übergewechselt ist. Der dunkelbraune Hannoveraner Carm Art (M. v. Abke-Grannus-Nebelwerfer-Jonas-Florentiner I; Hann. Stamm 625/Jedlita; Z.: Johann u. Johannes Krull GbR, Dörpen) ist der fünfte gekörte Sohn.
Starke Bilanz
Die ältesten Chacco´s Son I-Sprösslinge sind jetzt elfjährig. Von 27 platzierten Nachkommen sind stolze elf bereits in der Klasse S erfolgreich gewesen. Eine unglaubliche Bilanz! Bester Sportler ist bisher der braune OS-Wallach, Cote de Pablo (M. v. Argentinus-Quattro B-World Cup II-Avus-Salto I-Pik As xx-Elegant; Hann. Stamm 35/Nikaza; Z.: Berhard Gerdes, Lindern/Hegel), der im Stall Tebbel von Alexandre Boursiert (FRA) in den Sport gebracht wurde, mit Maurice Tebbel erste internationale Platzierungen erzielte und nunmehr unter Justine Tebbel Große Preise gestreitet. Großartige Erfolge
erzielte auch der braune OS-Wallach Chocolate 87 (M. v. Con Capitol-Pilot-Rex Gotthard-Wedekind-Der Löwe xx-Dollart, Hann. Stamm 614/Jamuna; Z.: ZG Jörg u. Cordula Sostmann, Nordhorn) mit Josch Löhden. Inzwischen ist er nach Frankreich übergewechselt und mit Jaxson Caman weiterhin international erfolgreich.
Super Genetik
Chacco´s Son I verkörpert außergewöhnliche Gene: Der Mecklenburger Vater Chacco-Blue, genetisch über Chamberin-Contender-Godabari xx stark „holsteinisch coloriert“, war über mehrere Jahre mit Alois Pollmann-Schweckhorst hoch platziert in international besetzten Großen Preisen und lieferte 56 gekörte Söhne. 2011 und 2012 saß Andreas Kreuzer im Sattel und war auf Anhieb international erfolgreich, ehe Chacco-Blue im Frühjahr 2012 überraschen einging. Die Mutter Lancley brachte mit Chacco´s Son II noch einen weiteren gekörten Sohn, der ebenfalls im Stall Tebbel im Deckeinsatz steht. Er war 2013 (genau wie 2009 der ältere Bruder) Prämienhengst der OS-Körung in Vechta und wurde 2015 nach HLP und erstem Fohlenjahrgang mit der Ia-Hauptprämie der springbetonten Hengste in Vechta ausgezeichnet. Die Vollschwester von Chacco´s Son I und II, Chacco´s Lüd, brachte aus Anpaarung an Cornado I den gekörten Hengst Corydon, der Reservesieger der OS-Körung 2013 und somit auch
Jahrgangsgefährte zu Chacco´s Son II gewesen ist. Er wurde nach Belgien verkauft. Mit For Pleasure lieferte sie den gekörten Hengst For Chacco TN, der beim Team Nijhof in den Niederlanden wirkt. 2016 stellte Lancley mit dem OS-Prämienhengst Los Angeles de la Cense (v. Los Angeles) ihren dritten gekörten Sprössling. Er wechselte in die USA und ist dort sportlich erfolgreich. Der Holsteiner Muttervater Lancer III gab sein züchterisches Debüt als Leihhengst im Landgestüt Warendorf. Im Besitz von Franz-Clemens Hoff (Rädigke) war er mit Toni Haßmann schon in jungen Jahren internationaler S-Sieger. Insgesamt hinterließ er in Deutschland 25 gekörte Söhne, 302 eingetragene Zuchtstuten, von denen 44 mit der Staatsprämie ausgezeichnet wurden, und 97 in S-Springen erfolgreiche Turnierpferde. Lancer III hat später noch kurz im Gestüt Sprehe gedeckt und wechselte dann in die Ukraine. Die Großmutter Pia Power N ist das Produkt einer Halbgeschwisterpaarung. Sowohl ihr Vater Pinocchio als auch ihre Mutter Perle stammten von der westfälischen Hengstlegende Pilot ab. In ungewöhnlicher Regelmäßigkeit brachte Pilot Spitzenpferde internationalen Formats. Stellvertretend seien hier nur der Gold-Olympionike Pedro/Wolfgang Brinkmann, Pirol/Lesley Mc Naught/SUI, Pierrot/Thomas Schepers, Pia Lotta/Edwina Tops-Alexander/AUS, Poker/Otto Becker, P.S. Priamos/Dirk Hafemeister
bzw. Ludger Beerbaum und Panama/Christian Ahlmann genannt. Pilot war seinerzeit der jüngste deutsche Gewinnsummen-Millionär unter allen Hengsten. Nach seinem Ableben hinterließ er ein großes Reservoir an TG-Sperma, aus dem u.a. Hengstsöhne wie Pilot´s Letzer, Portland L und Pilotus resultieren. Seine bekanntesten Hengstsöhne waren Pit I, Pluspunkt, Phantom, Prominenz und Pinocchio. Pilots züchterische Einflussnahme reicht weit über Westfalens Grenzen hinaus. Fast alle deutschen Warmblutzuchten bedienten sich seines Erbgutes. 2005 setzte man ihm ein lebensgroßes Denkmal vor dem westfälischen Pferdezentrum in Münster-Handorf. Pia Power N brachte mit Amantus den gekörten Sohn Amantino, der 2007 und 2008 bei Familie Gripshöver in Werne gedeckt hat.
Warendorfer Tafelsilber
Die Urgroßmutter Perle ist ihrerseits Vollschwester zu dem 1988 geborenen großrahmigen Fuchshengst Power Light (Z.: ZG Schöneberg/Niemann, Hüllhorst), der Anfang der 1990er-Jahre bei Otto Stach in Bruchmühlbach-Miesau (Rheinland-Pfalz) gedeckt hat. Vierjährig wurde er verkauft an Manfred Schenk (Pirmasens), wo er mit verschiedenen Reitern erfolgreich war, u.a. mit Richard Spooner, Kurt Wedel, Joachim Erdmann und Dirk Hauser. Unter Alois Pollmann-Schweckhorst hatte er von 1996 bis 199 seine „große Zeit“ mit
siegen in Großen Preisen und Nationenpreisen. Bis 15-jährig ging er mit seinem Besitzer Manfred Schenk M- und S-Springen. Züchterisch ist dieser herausragende Sportler nur wenig eingesetzt worden. Perle und Power Light verkörpern auch mütterlicherseits feinstes „Warendorfer Tafelsilber“: Sie entstammten der Debütant-Tochter Dina. Debütant war ein äußerst geschätzter Warendorfer Landbeschäler, der vielseitig vererbte mit Schwerpunkt im Springen. Dinas Mutter Dora stammt ab von dem hannoverschen Fuchshengst Dirigent in Diensten des NRW-Landgestüts Warendorf. Dirigent wurde über seinen
erstklassigen Sohn Direx und zahlreiche Spitzenstuten zum prägenden Vererber in der westfälischen Zucht. Besagter Direx war Vollbruder zu Dora, und viele der besten Pilot-Nachkommen hatten eine Direx-Mutter. Mit dem epochal bedeutenden Warendorfer Landbeschäler Frühling und dem als Leistungsträger geschätzten braunen Hannoveraner Dorado I setzt sich der fallende Mutterstamm fort. Auch die dann folgenden Hengste Abessiniert und Festsport I standen in Warendorfer Diensten. Obwohl der Stamm vordergründig klar westfälisch geprägt ist, stehen als letzte Vorfahren die Osnabrücker Landbeschäler
Ansturm und Neriton verzeichnet, die beide auf der Station Warmsen im westfälischen Grenzgebiet gedeckt haben. Der 1924 geborene Fuchs Ansturm kam von 1933 bis 1936 in Warmsen zum Einsatz, zuvor war der 1911 geborene Rappe Neriton 1929 bis 1930 dort aufgestellt, sodass die erste verzeichnete Stute dieses Stammes vor etwa 85 Jahren registriert wurde. Chacco´s Son I hat noch viel vor sich: Er ist heute ein Hengst in den besten Jahren. Einer, der sportlich alles gezeigt hat, was ein Hengst nur zeigen kann, und eine mehr als beeindruckende züchterische Visitenkarte abgelegt hat.
Claus Schridde
Chacco´s Son I
Braun, geb. Westfalen 2007, v. Chacco-Blue u. Lancley v. Lancer III-Pinocchio-Pilot-Debütant-Dirigent-Frühling-Dorado I-Abessinier-Festsport I-Ansturm-Neriton (Westf. Stamm 259/Anmut)
Züchter: Wilhelm Schwenker, Hille/Westf.
Besitzer und Station: Hengststation Tebbel, Emsbüren
Größe: 170 cm Stm.
Eigenleistung: 30-TT Schlieckau 2010: 8, 18 zzg. BCH-Qualifikation. Erfolge in SPR S international. E-LGS: 285.014 EUR
Deckeinsatz: ab 2010-2014 Emsbüren, 2015-2021 im Sport, 2022 Emsbüren